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Lecture “The trial of ‘Alten Thiess’”

The trial of ‘Alten Thiess’, 1692/93. A werewolf conception of life.

A lecture by Dr. Stefan Donecker

March 28th, 2012, 6:30 pm

University of Vienna’s main building, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1, 1010 Wien lecture room 45

Im Jahr 1691 stand ein rund 85jähriger lettischer Bauer, der “Alte Thiess”, in Jürgensburg – dem heutigen Zaube in Lettland – als vermeintlicher Hexer und Werwolf vor Gericht. Der betagte Angeklagte verblüffte die Richter mit einem bereitwilligen Geständnis: Er war ein Werwolf, und er war äußerst stolz darauf – denn die Werwölfe, so Thiess, seien Diener Gottes und würden in aufopferungsvollen Kämpfen die Fruchtbarkeit des Landes gegen den Teufel und sein Gefolge verteidigen.

Stefan Donecker, historian and AAS member gives a lecture about a trial of a werewolf in 1692. The fascinating documents give insights into northern Europeans society at the end of 17th century, especially on the social construction of body, gender and ethnicity.

Im Zuge des Vortrages soll diese Vorstellung eines gesellschaftsdienlichen Werwolfs, die mit der gelehrten Dämonologie des 17. Jahrhunderts völlig unvereinbar war, untersucht werden. Der Prozess des “Alten Thiess” ist eine faszinierende Quelle – nicht nur wegen der markanten Persönlichkeit des sturen, unbequemen und dabei irgendwie liebeswerten Angeklagten, sondern auch aufgrund der einzigartigen Einblicke in die soziale Konstruktion von Körper, Geschlecht und Ethnizität in einer bäuerlichen Lebenswelt an der äußersten Peripherie Europas. Am Beispiel dieses historischen Dokuments möchte ich verdeutlichen, wie Impulse aus dem frühneuzeitlichen Nordosteuropa in die Lehre am Institut für Geschichte eingebracht werden könnten.